Welche Motive wären besser geeignet, die Prozesshaftigkeit und ewige Unfertigkeit des urbanen Raumes, wie sie rund um die Nippeser Bahntrasse besonders eindrucksvoll hervortritt, einzufangen als jene gemalten Quasi-Objekte? Friedlichs bunter Acryllack spiegelt dabei zugleich die gegenüberliegenden Graffiti-Pieces auf den Pfeilern der Bahntrasse, die während vergangener Ausgaben des CityLeaks Festivals entstanden sind. Nicht zuletzt scheint in dieser Konstellation auch Friedlichs eigene Prägung durch die Formensprache und Farbcodes des klassischen Graffiti auf. Im Gegensatz zu den relativ »wilden« und unbesetzten Stadt- und Straßenräumen rund um die Hütten- und Liebigstraße, ist der Ort, an dem ZOER aka Frédéric Battle sein Mural während des Festivals 2019 realisierte, ein in vielerlei Hinsicht übervoller Platz, für den stetiger Wandel praktisch zur Normalität geworden ist: geprägt durch ihr reiches Industrieerbe, ist die Lichtstraße mit ihren vielen alten Fabrikhallen und verwinkelten Hinterhöfen seit langem ein Biotop für unzählige Kulturakteure, die hier Ateliers, Galerien, Clubs und Konzertlocations geschaffen haben. Von der künstlerischen Prägung der Straßen zeugen dabei nicht nur die vielen Murals, die hier im Laufe der letzten Jahre bereits entstanden sind, sondern auch die vielen Graffitis, Paste-ups, Sticker, Kacheln und Stencils, die den gesamten Straßenzug säumen. Vom kreativen Freigeist dieses Ortes angelockt, drängt es seit Jahren auch Gebäudeentwickler in die Lichtstraße, die alte Industriegemäuer sanieren und nicht selten in teure Büroflächen verwandeln. Die Vielzahl der Akteur*innen und insbesondere der »Entwickler*innen« sorgt für einen Druck, der immer öfter zu Verdrängung führt.

Genres:
Edition:
re:public
Location:
Eckewardtstraße
Künstler*innen
Lukas Friedlich
Status:
Gone