Ein geflügelter Weltgeist würde es als Paradoxon, wenn nicht sogar als Ironie empfinden: In einer Zeit der ständig zugänglichen Informationen und des einmalig umfassenden Wissens scheint den Menschen die Fähigkeit zum Staunen abhanden gekommen zu sein. Es scheint, als ob mit jedem Schritt, den wir in eine wundersame und unergründliche Welt setzen, etwas von dem Geheimnis, das uns als Menschen zum Leben bringt, unwiederbringlich verloren geht. Als Martin Heidegger die Weisheit aufstellte, dass die Dinge, die uns ontisch am nächsten und am vertrautesten sind, gleichzeitig die Dinge sind, die uns ontologisch am weitesten entfernt, am unbekanntesten und am wenigsten bekannt sind, plädierte er für eine lange verschollene Phänomenologie des Staunens. Die Dinge, die uns am geläufigsten sind, entziehen sich unserer Aufmerksamkeit. Es sei die Aufgabe der Kunst, uns das scheinbar Vertraute so wieder begegnen zu lassen, dass wir die Welt nicht anders, sondern ganz neu erleben; dass wir sie wieder bestaunen, fühlen und schmecken können.
Zu den Dingen, die uns am vertrautesten sind, mag das Licht zählen. Zum Glück gibt es Künstler wie Martin Hesselmeier, der uns mit seinen reaktiven Lichtinstallationen daran erinnern kann, dass es sich lohnt, genau hinzuschauen - vor allem, wenn man meint, alles gesehen zu haben.