Einsamkeit ist dem öffentlichen Raum fremd. Auch wenn wir uns nur von unseren eigenen Schritten und Absichten geleitet durch die Stadt bewegen, werden wir überall Menschen begegnen, die flüchtige Kollektive bilden und ihre Anwesenheit und ihr Ziel teilen. Außerdem passieren wir eine Vielzahl von Zeitebenen. Während sich jeder ständig auf die Zukunft vorzubereiten scheint, kann unsere Gegenwart niemals auf die Vergangenheit verzichten; jedes Jetzt ist das Ergebnis unendlich vieler Jahre. Jede Straße ist geschichtsträchtig, jedem Haus wurden schon Tausende von Geschichten abgerungen, an jeder Ecke haben unzählige Menschen geliebt, geträumt, komponiert und sind unzählige Male gestorben: Dramen, Begegnungen, Erleuchtungen, die von unserem eigenen Leben kaum zu unterscheiden sind. Um die sichtbare und unsichtbare Vielfalt der Stadt mit den eigenen Bewegungen zu verbinden, hat das Künstlerkollektiv LIGNA die Passanten mit Kopfhörern ausgestattet: Die unmittelbare Umgebung wird so zu einer ebenso intimen wie historischen Bühne. Neben den eigenen Eindrücken wird unser gemeinsamer Weg von Erzählungen, von den Stimmen der Stadt begleitet. Die eigenen Sinne mischen sich mit denen, die einst durch die Straßen und zwischen den Häusern flanierten oder noch flanieren, seien es Pilger, Taschendiebe, Geschäftsleute, Demonstranten oder Dichter. Das Alltägliche ist das Geheimnisvolle. Und es ist zu jeder Zeit präsent.

 

Ebertplatz/ Eigelsteintorburg, 50668 Köln

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