Caspar David Friedrichs ikonischer »Wanderer über dem Nebelmeer« wurde hier an das rechte Rheinufer versetzt, wo er nun nicht mehr vor einem erhabenen Naturschauspiel sinniert, sondern stattdessen mit einem apokalyptischen Kölner Panorama konfrontiert ist: über der bekannten Stadtsilhouette rangen die Dampfkegel der nahegelegenen Braunkohlekraftwerke in den Himmel und heizen die Atmosphäre auf. Die unversöhnliche Antwort der Natur lässt nicht lange auf sich warten: auf dem Rhein rollt bereits eine Flutwelle in die Stadt und lässt Schiffe kentern. Der Betrachter, der mit Blick auf des Mural nur zu gerne selbst zum Smartphone greift, erkennt sich dabei auf unbehagliche Art und Weise in der Position des ignoranten Foto-Touristen wieder, der sich im Angesicht der nahenden Klimakatastrophe auf die Rolle des sensationslüsternen Voyeurs zurückzieht. Die passive Haltung des Betrachters einer erhabenen Natur gegenüber, wie sie in den Gemälden der Romantik noch möglich war und in den heutigen (sozialen) Medien gedankenlos fortgesetzt wird, lässt sich, so scheinen uns Innerfields mit ihrem Mural zu mahnen, angesichts der gegenwärtigen Klimakrise moralisch nicht mehr aufrechterhalten.
Intervention
Der Wanderer 4.0
Intervention
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