Transfer

Obwohl die Tagelöhner im Straßenbild und sogar in den Medien sehr sichtbar waren, bleiben die Ergebnisse ihrer Arbeit aufgrund ihrer prekären Arbeitsbedingungen der Öffentlichkeit verborgen. Ursprünglich wollten wir die Arbeiter engagieren, indem wir sie mit dem Festivals-Honorar für Bauarbeiten auf ihrem Warteplatz an der Venloer Straße anheuerten. Doch als wir mit ihnen über unseren Vorschlag sprechen wollten, konnten wir sie nicht finden. Ihr plötzliches Verschwinden war unerwartet, aber es beeinflusste schließlich die Entwicklung des Projekts. Da sie für die Performance nicht mehr zur Verfügung standen, beschlossen wir, direkt mit dem Publikum zu interagieren, indem wir den Akt ihres Verschwindens nacherzählten. Wie die Traktoren, die die Arbeiter von der Straße abholen und zu einer Baustelle bringen, beschlossen wir, das Publikum des CityLeaks Urban Art Festivals zu dislozieren. Ein Lieferwagen ohne Fenster würde im hinteren Teil des Fahrzeugs einen Transport durch Ehrenfeld anbieten. Zunächst war der dunkle Innenraum beunruhigend und die Fahrgäste wussten nicht, wohin der Van fährt. Sobald sich die Augen jedoch an das schwache Licht gewöhnt hatten, konnte man im Inneren eine vage Projektion des Stadtbildes erkennen. Die Fahrgäste wurden in eine Camera Obscura versetzt, die vage die Bewegung durch die Stadt zeigte. Die auf den Kopf gestellte Projektion wurde von einem von der Vokalkünstlerin Aurielle Sciorilli entwickelten Klangstück begleitet, das den Straßen- und Motorengeräuschen eine poetische Ebene hinzufügte. Wie eine Filmmusik gab sie der Übertragung einen zeitlichen Rahmen von Anfang und Ende. Als die Musik zu Ende war, hielten wir an und ließen unsere Fahrgäste irgendwo in der Stadt frei. Die Situation hatte zum Ziel, den fragilen Bedingungen der Tagelöhner zu begegnen, indem das Verständnis der Stadt durch eine modulierte Erfahrung in Frage gestellt wurde. Indem wir durch Ehrenfeld fuhren, rahmte die Arbeit die Stadt für die Fahrgäste im Inneren neu ein. Innerhalb des Fahrzeugs wurde die Stadt als Akteur in einer seltsamen, aber poetisch vergänglichen Performance inszeniert.